Nach kurzer Begrüßung durch den Bundesverband-Vorsitzenden Jürgen Leppig erhielten die Teilnehmer interessante Einblicke hinter die Kulissen des bUm. Anna-Lena Stoephasius und Jasmin Dieterle-Proesel (beide Architekten AUKETT und HEESE) präsentierten den Umbau des ehemaligen Umspannwerks zu einer modernen Veranstaltungslocation.
Besonders interessant war für die Teilnehmer, dass der Umbau durch den Mieter GOOGLE durchgeführt wurde. Aufgrund von Protesten aus dem Kreuzberger Kiez entschied sich der Internetkonzern jedoch, das umgebaute Umspannwerk für fünf Jahre an zwei gemeinnützige Vereine kostenlos unterzumieten.
Mit der Architektin Dr. Heide G. Schuster konnte eine Expertin im Bereich nachhaltiges Bauen und Sanieren gewonnen werden. Bei ihrem Fachvortrag ließ beschrieb die Energieberaterin die Rolle der grauen Energie beim Bauen und Sanieren. Sie kritisierte, dass die Nachhaltigkeitsberechnungen teilweise die Realität noch nicht abbildeten. Zum Beispiel werden oft die Transportkosten nicht einbereichnet. So sei der CO2-Fußabdruck eines Hauses deutlich unterschiedlich, wenn das Bauholz aus der Region und nicht aus Fernost käme.
Zudem wies die Mitbegründerin von der Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) auch darauf hin, dass es in Deutschland kein Wohnflächen- sondern ein Wohnflächenverteilungsproblem gebe.
„Smartes Gebäude-Energiemanagement durch die Sektorkopplung von Wärme, Elektrizität und Mobilität“ lautete der Vortragstitel von Heinz Lux von der KNX Association. Der KNX-Chef aus Belgien verwies darauf, dass die meisten Menschen im Auto schon viele intelligente Geräte wie Klimaanlagen, Spurassisten und Reichenweitenmesser hätten, diese automatisierten Kommunikationsmittel zur einheitlichen intelligenten Vernetzung in Gebäuden noch fehlten. Schon mit einem einfachen Bussystem innerhalb der Gebäudeautomation ließen sich sich viele Vorteile automatisiert steuern. Damit stiegen Komfort und Sicherheit. Rollläden sorgen automatisch für Verschattung bei starkem Sonnenschein und der Einbruchschutz könne noch Sensoren, Bewegungsmelder und Kameras gesichert werden. Insbesondere demonstrierte er die Vorteile eines smarten Energiemanagement, das genau dann das Auto lade oder Geräte wie Spül- und Waschmaschine anschalte, wenn genug selbsterzeugter bzw. günstiger Strom zur Verfügung stehe.
Die Kooperationspartner des GIH hatten beim sogenannten Speed-Dating die Möglichkeit, sich und ihr Unternehmen in 60 Sekunden vorzustellen. Wem die 60 Sekunden nicht ausreichten, konnte die Unternehmen in der darauffolgenden Mittagspause im Ausstellungsbereich besuchen und mehr über deren Produkte und Dienstleistungen erfahren.
Seit Januar 2021 läuft die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude. Erfahrungen, Zahlen, erste Schwierigkeiten, die Zukunft der BEG waren die Themen des Nachmittags. Jens Acker (BMWi), Ralf Preußner (KfW) und Dr. Ina Bartmann (BAFA) schilderten ihre Erfahrungen der letzten Monate und gaben einen Ausblick auf das, was in den nächsten Jahren in diesem Bereich weiter entwickelt werden würde.
Jens Acker stellte die drei letzten Änderungen der BEG vor: Beihilfregelung, Vereinfachungen für die Hochwassergebiete und eine Neuregelung für Wärmenetze. Zudem stand er für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.
Ralf Preußner belegte anhand von Umfrageergebnissen, dass deutlich mehr Sanierungen aufgrund von Empfehlungen von Energieberatern erfolgten.
Für Überraschung sorgte, dass über 90 Prozent der Zusagen der BEG WG und BEG NWG im Neubau erfolgten. Auch im Zusagevolumen macht der Altbau weniger als 20 Prozent aus. Hier sahen die Experten udn auch das Publikum einen Anpassungbedarf durch die neue Regierung. Deutlich war ebenfalls, das die Nachhaltikeitsklasse – im Gegensatz zur Erneuerbaren Energie-Klasse in den ersten Monaten der Förderung kaum nachgefragt wurde. Im Sanierungsbereich stellte Ralf Preußner vor, dass am meisten Effizienzhäuser 55 durchgeführt werden. Danach folgten er die Klassen 85, 40 und zuletzt 100.
Dr. Ina Barmann, die Leiterin des Aufbaustabs des Bundesamt Für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wies auf den gesellschaftlichen Auftrag der BAFA hin, dass für die Behörde durch die Ansiedelung der BEG-Außenstelle in Weißwasser schon rund 200 Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region in der Niederlausitz geschaffen worden seien. Sie rechnet sogar mit weiteren 100 Einstellungen im nächsten Jahr. Zudem berichtete sie, dass durch den Einsatz externer Dienstleister die Antragsbearbeitungszeiten deutlich verringert worden seien. Sie stellte weitere Maßnahmen wie eine automatische Adressprüfung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur schnelleren und effizienteren Bearbeitung vor. Sie bedankte sich beim GIH und insbesondere dem Vorsitzenden Jürgen Leppig für die Unterstützung durch konkrete Verbesserungsvorschläge zur kunden- und energieberaterfreundlichen Abwicklung.
Nach einer Kaffeepause, die wieder zum fachlichen Austausch genutzt wurde, berichtete Professor Dr. Marc Ringel über die aktuellen Pläne der europäischen Gesetzgebung. Der beschlossene Green Deal werde sich sehr stark auf die Gesetzgebung des deutschen Gebäudesektors auswirken, so seine Einschätzung.
Die europäische Sanierungswelle sehe die Renovierung von 35 Mio. Gebäuden bis 2050 vor. Der Fokus lege bei Gebäuden ins besonders schlechtem energetischen Zustands, Quartierslösungen und öffentliche Gebäude. Ob die EU sogar auch ambitionierte Standards der kommunalen und im Eigentum der Länder sich befindenen Bauten festlegen könne, sei noch nicht sicher.
Für die Energieberatung wichtig sei insbesondere die Pläne interessant, die vorsehen, dass die Mitgliedstaaten ein angemessenes, den Markterfordernissen entsprechendes Kompetenzniveau für Berufe im Bereich der Energieeffizienz zu gewährleisten haben. Einige Energieeffizienz-Experten werteten das als eine weiteren Schritt in Richung Berufsbild Energieberatung.
Nach der Bundestagswahl: Wie wird die Energiewende im Gebäudesektor gestaltet? – diese Frage stellte GIH Bundesgeschäftsführer Benjamin Weismann den Teilnehmern der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion am Abend.
Pressemitteilung vom 8. Oktober 2021: Experten fordern ambitionierte Maßnahmen im Gebäudebereich