Der Energieberatendenverband GIH begrüßt die aktuellen Impulse der neuen Prognos-Studie im Auftrag der Stiftung Klimaneutralität zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor. Positiv bewertet der Verband die Betonung des Netzausbaus, die Ansätze zur Dämpfung der Energiekosten sowie die klare Aussage, dass schlecht sanierte Gebäude wärmepumpentauglich ertüchtigt werden müssen. Auch die Beibehaltung der 65-Prozent-Regel beim Austausch von Öl- und Gasheizungen setzt ein wichtiges Signal.

Kritisch sieht der GIH jedoch den Perspektivwechsel der Studie, wonach die Klimaziele auch bei einer dauerhaft niedrigen Sanierungsrate von rund einem Prozent erreichbar sein sollen. Nahezu alle relevanten Studien – auch frühere Prognos-Untersuchungen – empfehlen hingegen Sanierungsraten von mindestens zwei Prozent, um die nationalen und europäischen Klimaziele im Gebäudebestand sicher zu erreichen.

Benjamin Weismann, Geschäftsführer des GIH-Bundesverbands, betont die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes: “Erneuerbare Energien und Energieeffizienz müssen zusammengedacht werden. Während Heiztechnik vergleichsweise kurze Lebenszyklen hat, wirken Hüllensanierungen über viele Jahrzehnte. Eine einseitige Fokussierung auf den Heizungstausch greift daher zu kurz. In vielen Fällen ist es sinnvoll, zunächst den Wärmebedarf durch Dämmmaßnahmen zu senken und den Heizungstausch anlassbezogen vorzunehmen – dann kann die neue Anlage kleiner und kostengünstiger ausgelegt werden.”

Zudem warnt der GIH vor der verunsichernden Wirkung der Studie auf eine ohnehin angeschlagene Bau- und Sanierungsbranche. Notwendig sind verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen und planbare Förderimpulse. Die aktuell sehr niedrige Sanierungsquote von rund 0,7 Prozent zeigt den dringenden Handlungsbedarf.

Der GIH fordert, öffentliche Mittel stärker auf die Reduktion des Wärmebedarfs durch Hüllensanierungen auszurichten und die Förderkulisse ausgewogener zu gestalten – insbesondere bei besonders ineffizienten Gebäuden. “Energetische Sanierungen leisten nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern verbessern auch Komfort, Gesundheit, Hitzeschutz, Versorgungssicherheit und den Werterhalt von Gebäuden”, so Weismann.

Zur Studie: „Auswirkungen unterschiedlicher Sanierungsraten auf das Energiesystem und seine Kosten“ (12/2025) https://www.stiftung-klima.de/de/studie/