Am Montag wurde der Erste von 3 Teilberichten des 6. IPCC Sachstandberichts veröffentlicht. Die IPCC-Berichte werden von einem großen, unabhängigen, internationalen Wissenschaftler*innen-Gremium und sind seit nunmehr 33 Jahren die wichtigste Informationsquelle bezüglich Klimawandel.
Dieser erste Teilbericht behandelt die naturwissenschaftlichen Aspekte des Klimawandels, wohingegen die Berichte der Arbeitsgruppen 2 und 3 die Auswirkungen auf die Gesellschaft, Ökosysteme und Anpassungsmaßnahmen untersuchen. Diese erscheinen voraussichtlich Februar/März nächstes Jahr.
Im Rahmen der erweiterten Beratungskompetenz, empfehlen wir für Energieberatende die 40-Seiten umfassende Zusammenfassung für Entscheidungsträger durchzulesen.
Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
- Es bestehen keinerlei Zweifel daran, dass der Klimawandel menschengemacht ist.
- Das Erreichen des Paris-Zieles, also die Beschränkung des Temperaturanstiegs auf 1,5 K ist kurzfristig wohl selbst in den ambitionierten Reduktionspfaden nicht mehr einzuhalten.
- Die globale Durchschnittstemperatur wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in den 2030er Jahren jenseits dieses Grenzwerts liegen. Aber durch Einhalten des sehr strikten Reduktionspfades kann die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts auf +1,4 K eingedämmt werden.
- Extremwetterereignisse, insbesondere Hitzewellen und Dürren, werden durch den Klimawandel begünstigt und häufiger sowie stärker ausfallen. Auch Starkniederschläge werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit häufiger und intensiver. Bei vielen anderen Extremwettererscheinungen wird davon ausgegangen, dass diese durch den Klimawandel begünstigt werden. Aber die Datenlage ist für eine wissenschaftliche, präzise Aussage noch unzureichend.
- Die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen steigen mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht linear mit der Temperatur, sondern verstärken sich bei steigender Temperatur zusätzlich.
- Die Aufnahmeeffizienz natürlicher CO2-Senken reduziert sich bei steigender Temperatur.
- Der Meeresspiegelanstieg und das Abschmelzen von Gletschern wird sich über Jahrhunderte – tausende ziehen. Jedoch sinkt der Gesamtanstieg drastisch bei niedrigen Emissionsszenarien.
- Die Wahrscheinlichkeit Kipp-Elemente auszulösen, steigt deutlich, je stärker der Temperaturanstieg ausfällt. Dennoch können auch in den Niedrigemissionsszenarien Kipp-Elemente ausgelöst werden.
- Das Abschwächen der AMOC (Meeresströmung im Atlantik, damit verbunden der Golfstrom) setzt sich fort. Ein abruptes Ende innerhalb dieses Jahrhunderts ist eher unwahrscheinlich.
- Änderungen durch Menschen meist erst nach ca. 20 Jahren ersichtlich.
- Durch Emissionsreduktion wird die Luftqualität verbessert.
Insgesamt stellt der erste Bericht also mehr eine Evolution als eine Revolution dar. Nichtsdestotrotz hebt er die Bedeutung zügiger und drastischer Reduktionen der Emissionen hervor.
Viele neue Kenntnisse bezüglich der Sensitivität von Kipp-Elementen konnten wegen des zeitlichen Rahmens in unseren Augen nur unzureichend abgebildet werden. In den letzten Tagen hat z. B. eine Studie bezüglich eines abrupten Endes der AMOC (Golfstrom) für Furore gesorgt, da dieses Element schneller und vor allem spontaner als erwartet kippen könnte und Kaskadeneffekte auslösen könnte. Hier besteht noch Nachholbedarf, da ansonsten abseits der Wissenschaft die Gefahr verkannt werden könnte.
Als Handlungsempfehlung, auch für den Häuslebau, gilt also weiter:
ambitioniert, effizient, fossilfrei, ökologisch, suffizient.
Der Bericht ist hier zu finden. Die Zusammenfassung umfasst die Seiten 1-41. Zum jetzigen Zeitpunkt steht nur die englische Fassung zur Verfügung.